Wer geht schon gerne zur Zahnärztin / zum Zahnarzt?
Daher ist die Zahnbehandlungsangst („Zahnarztangst“) ein häufig anzutreffendes Phänomen
in der Zahnarztpraxis. Trotz der heutigen Möglichkeiten einer schmerzfreien Zahnbehandlung unter Lokalanästhesie, empfinden viele Menschen den Besuch bei der Zahnärztin / beim Zahnarzt als unangenehm.
Manchmal stellt er sogar eine so schwere Belastung dar, dass Menschen überhaupt nicht mehr zur Zahnärztin / zum Zahnarzt gehen. Daraus können nicht nur zahnmedizinische, sondern auch allgemeine gesundheitliche Probleme resultieren.
Ursachen
Zahnbehandlungsangst entsteht meist durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Eine häufige Ursache sind traumatische Erlebnisse während der Zahnbehandlung, meist schon in der frühen Kindheit. Weitere Ursachen sind :
• Unsicherheit: Was passiert beim Zahnarzt, treten Schmerzen während der Behandlung auf?
• Verlust der Selbstkontrolle: Gefühl, der Zahnärztin/dem Zahnarzt ausgeliefert zu sein.
• Unvorhersehbare Abläufe während der Zahnbehandlung.
• (Negative) Erzählungen aus dem Umfeld ( Modell-Lernen).
Symptome
Körperlich kann sich die Zahnbehandlungsangst mit Herzrasen, muskulärer Anspannung, Zittern, Schwitzen, Atemnot, Beklemmungsgefühlen in der Brust, Schwindel oder Übelkeit äußern.
Diese Symptome können auch bei anderen Erkrankungen vorkommen.
EMDR
Da Patientinnen/Patienten mit einer Angsterkrankung die Zahnärztin/den Zahnarzt leider erst dann aufsuchen, wenn der Leidensdruck enorm stark ist und eine Behandlung unumgänglich scheint, ist das Ziel der Behandlung mit EMDR frühzeitig ca. 2-3 Wochen vor dem Zahnarzttermin einen entspannten Einstieg in eine dauerhafte zahnärztliche Betreuung zu ermöglichen.
Angst ist eine Reaktion des Organismus auf die Wahrnehmung einer tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohungssituation. Das teils sehr intensive Gefühl soll den Organismus vor Schaden warnen und setzt Vermeidungsstrategien in Gang. Im Kontext der Zahnbehandlung wirkt Angst in den meisten Fällen zunächst einmal durchaus funktional, beispielsweise dann, wenn die Gefahr der Schmerzvermeidung zum Wunsch nach Anästhesie führt. Angst wird jedoch dann dysfunktional und krankheitswertig, wenn sie zur Vermeidung der Zahnbehandlung an sich führt und damit die zahnmedizinische Versorgung verhindert – häufig mit der Folge schwer und irreversibel geschädigter Gebisse.
Insbesondere für Kinder sind familiäre Einflüsse auf die Ausbildung von Zahnbe-handlungsangst gut belegt. Eine negative Kommunikation über die Zahnbehandlung und Angstverhalten von Eltern und Geschwistern in der Zahnarztpraxis können bei Kindern Ängste auslösen. Auch gut gemeinte Äußerungen wie „Du musst keine Angst haben“ oder „Der Zahnarzt tut Dir nicht weh“ können eine gegenteilige Wirkung erzielen, da das Gehirn Verneinungen weitgehend negiert. Wahrgenommen werden nur die Inhalte „Angst“ und „wehtun“.
EMDR steht für
Eye Movement Desensitization and Reprocessing,
oder auf Deutsch:
Desensibilisierung und Neubearbeitung mit Augenbewegungen
Ein komplexes psychotherapeutisches Verfahren, das seit Mitte der 90er Jahre überaus erfolgreich in der Trauma-Therapie eingesetzt wird. Es arbeitet mit bilateraler Stimulation, d.h. Stimulation beider Gehirnhälften, primär über Augenbewegungen, aber zunehmend auch unter Einbindung des gesamten Körpers.
Normalerweise wird Erlebtes vom Gehirn verarbeitet und ad acta gelegt. Negative oder gar traumatische Erlebnisse können jedoch psychische Wunden hinterlassen. Sind diese Wunden geringfügig, kann das Gehirn sie ohne Hilfe bewältigen, so wie der Körper eine kleine Schnittwunde selbstständig heilt.
Sind diese Verletzungen allerdings schwerwiegend, können sie die Selbstheilungskräfte des Gehirns überschreiten, das Erlebte wird in unverarbeiteter Form (gewissermaßen in Rohdaten) im Gehirn abgelegt und durch ähnliche Situationen immer wieder unkontrolliert evoziert. Dadurch kann es zu allen denkbaren Störungen, Ängsten und Blockaden kommen: Das weitere Leben steht im Schatten des Erlebten. Hier hilft EMDR bei der Bewältigung.
Was würde Sie erwarten wenn ….
wir beginnen mit einem Erstgespräch um uns kennenzulernen, und ob die Chemie zwischen uns stimmt.
Sollte dies der Fall sein, können wir gleich mit der Anamnese und der Ressourcenarbeit sowie dem EMDR Protokoll starten.
Das EMDR Protokoll für Zahnbehandlungsangst
beginnt in der Regel entweder mit einer Timeline der prägenden, belastenden Zahnarzterinnerungen oder mit dem intensivsten, am stärksten belastenden Erlebnis das eine kardinale und prägende Funktion bei Ihnen hat.
In Momenten, in denen Sie sich zu dicht und zu nah an belastenden Erinnerungen befinden und Gefahr laufen, von diesen überflutet zu werden, leite ich Sie an, das belastete Erleben auf die ausgewählte Leinwand zu projizieren und so das Geschehene von außen und somit dissoziiert zu betrachten. Das alleine kann schon eine deutliche Entlastung bewirken.
Wenn die Belastungsaspekte durchgearbeitet sind, erfolgt ein Future Pace hinsichtlich der anstehenden Zahnbehandlung, mit den klassischen Auslösern (Gerüche, Geräusche u.s.w). Dies hilft dabei, die reale Behandlungssituation gelassener und entspannter zu erleben.
Ergänzend kann ich Ihnen anbieten, in Absprache mit Ihrem Zahnarzt, diese Behandlungssituation real in der Zahnarztpraxis, mit Ausnahme einer wirklichen Behandlung, zu begleiten. Das heißt, wir tun als ob.
Idealerweise erfolgt die Zahnarztbehandlung mit EMDR mindestens 3 Wochen vor der eigentlichen Behandlung beim Zahnarzt, damit Sie genügend Raum und Zeit für den wiederholten Future Pace haben.